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Christoph Tschaar

Baby Butt

Aktualisiert: 2. Feb. 2022

Früher war vieles größer, oder waren wir kleiner? Nein, definitiv sind die Formate eines Kühlschranks mittlerweile unüblich für Lautsprecher. Der Reiz großer Membranen und außergewöhnlicher Hörner bleibt. Also was tun? Wiederbelebung des Ganzen: JBL 4430!


Doch zunächst erstmal ein Modell im Maßstab 1/10 gebaut. Tatsächlich gar nicht so wuchtig wie ich vermutet hatte, zumindest von den Proportionen her.

Die originalen 4430er sind mittlerweile in preislichen Regionen um die 4 bis 8 k€ angesiedelt und dann bekommt man teilweise doch nur alte Technik. Dann lieber von Grund auf neu aufbauen. Gehäuse, Chassis, Hörner, Frequenzweiche u.s.w..

Los geht es mit der Recherche. Zum Glück sind alle Daten wie Gehäusezeichnungen, Stücklisten und Frequenzweiche frei zugänglich. Sogar ein paar Metadaten zum Entstehungsprozess damals bei JBL finden sich auf den Seiten von Leasing Heritage. Umso weniger komfortabel ist die Lage bei Chassis, Treibern und Hörnern. Bevor es ins Detail geht, hier eine Übersicht aller Bauteile vor dem Zusammenbau.



Angefangen bei den Hörnern muss ich bereits auf eine sehr bezahlbare Replik von P Audio zurückgreifen. Leider ein Horn mit 2 Zoll-Anschluss statt des originalen 1 Zoll-Anschlusses. Die "Arschbacken" oder etwas freundlicher "Baby Butts" mussten mit einem Adapter an die originalen Druckkammertreiber angepasst werden. Alles selbst aus PP gedreht. Die Treiber sind aus den USA importiert. Kommentar des Zöllners bei der Abholung. "JBL - das kann nicht in den Staaten gefertigt worden sein ... alles Fernost." Schade, dass eine so renommierte Firma mit extrem qualitativen Produkten mittlerweile ihren Ruf verspielt hat. Zum Glück ist das Zeug so massiv, dass auch nach über 30 Jahren kaum Vergang ist. Die passenden Schrauben für den Treiber sind in einem der drei zöllischen Maße - am besten man bestellt gleich alle. Alles zusammen bringt dann schon einige Kilogramm auf die Waage.




Die Tieftöner sind ähnlich rar und speziell die 2235H fast gar nicht mehr zu bekommen. Zum Glück gibt es unzählige Varianten dieses Chassis, die mit einem entsprechenden Reconig Kit umzubauen sind. Zum Glück habe ich einen Treiber und ein Kit in Reserve gekauft. Bei der Demontage war dann nämlich ein Magnetspalt zugerostet und beim ersten Reconing habe ich vergessen den Distanzring aus Aluminium zu entfernen. Die sündteuren Gewichte an der Schwingspule habe ich aus Messingdraht nachgestellt. Natürlich nicht geschlossen wegen Iduktivität und so. Insgesamt eine sehr erhabene Arbeit und ein gewisses Gefühl von Stolz zum ersten mal selbst Chassis zum Leben erweckt zu haben.



Die Frequenzweiche nachzubauen war unkritisch, einzig Potentiometer mit den gefragten Widerstandswerten und in hohen Leistungsbereichen existierten nicht mehr. Also ein Poti selber bauen. Mittels Drehwahlschalter und ganz vielen Widerständen geht das erstaunlich gut und auch wesentlich langzeitstabiler.



Als letzte Komponente wird das Gehäuse gebaut. Wie im Original habe ich furnierte Spanplatte verwendet. Eine Noppenschaumauskleidung und KG Rohre ermöglichen die Bassreflexfunktion.



Beim Zusammenbau werden die Platten mit Horn und Pegelstellern von hinten befestigt, während die Tieftöner über passende und mit schwarzer Beize gefärbte Buchenklötzchen von außen gehalten werden. Zwecks einfacher Mobilisierung sind unter dem Lautsprecher Rollen hinter dem Sockel verbaut. Trotzdem sind die 4430 Monitore nur tragbar, sobald alle Treiber ausgebaut sind.



Die Bespannung sorgt für ein dezenteres Auftreten und ermöglich wunderbar eine optische Abstimmung zum Raum.



Natürlich noch ein paar Bemerkungen zum Klang. Dynamik, ja das können sie. Der Bass ist wundervoll tief und angenehm und die Snaredrum knallt, dass es eine wahre Freude ist. Gerade im Hochton lässt sich viel über die Regler einstellen, während untenrum die ein oder andere Raummode angeregt wird. Vorsicht also bei Drönfrequenzen. Der Übergang bei 1 kHz zwischen Hoch- und Tieftöner ist weniger bemerkbar. Auch wenn der Mittenbereich vorhanden ist, wird er leider nicht so schön aufgelöst wie die Enden des Frequenzspektrums.




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