Joseph Neuys
- Christoph Tschaar
- 6. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Wie einst den Künstler aus Krefeld überkam mich am Freitag das dringende Bedürfnis etwas aus Filz zu machen. Auf das Fett habe ich gerne verzichtet und lieber auf alte Pappen zurückgegriffen.

Und mit tatkräftiger Unterstützung der Muse hatte ich bis 23:30 Uhr einen Lautsprecher fertig.

Das Ausgangsmaterial war gut, aber eigentlich für etwas ganz Anderes bestimmt. Die Rolle Industriefilz sollte als Dämmung in Le Petit, Hummel und Co fungieren, war aber zu hart. Isophon P 2132 hatte mir Kay vermacht und sollten in die links und rechts stehenden Kniekehlenbeschaller eingesetzt werden. Ganz tolle Pappen mit dem sagenumwobenen AlNiCo-Magneten.
Plötzlich war da die Idee die Filzrolle als Schallwand zu missbrauchen und alles hat sich mit geringstem Material- und Arbeitsaufwand gefügt. Deshalb luken auch die Hochtöner schelmisch über den Rand und können je nach Belieben versetzt werden à la Raumklang bei den alten Röhrenradios.

Ich hatte nur eine Rolle und so wurde das mein erstes Mono-Projekt. Allerdings nur Quasi-Mono, weil die Breitbandchassis schon das stereo-Signal bekommen, sie aber aus ästhetischen Gründen einfach direkt übereinander sitzen.
In den Industriefilz lassen sich nicht nur schwere Druckzylinder verpacken, sondern auch hervorragend Ausschnitte und Befestigungen für Lautsprecher-körbe machen. Und sogar meine neue schwedische Sortierhilfe ist aus Filz.
Ob es funktionieren würde, wusste ich noch nicht, aber was soll mit dem obligatorischen Kondensator vorm Hochtöber schon schief gehen, wenn dieser von der Profi-fraktion stammt?!

Die Ansteuerung ist ebenfalls mit Material geschehen, das halt gerade da war.

Das klang alles etwas trötig am Anfang. Ich hatte nicht bedacht, dass diese Schallwandler seit Jahrzenten keinen Ton mehr von sich gegeben haben. Nach einer Nacht des Einspielens sah das schon anders aus.
Und trotzdem konnte ich mir weiteres Tuning nicht verkneifen und die Breitbänder haben eine kleine Spule bekommen.

Natürlich eine Folienspule vom guten Herrn Tschentscher, weil die gerade da war. Auch die High-Fidelity kommt nicht zu kurz, ist die Spule doch frei beweglich montiert!
Aber ganz im Ernst: die 1,5 Meter hohe Röhre macht richtig gut Musik. Tiefer, voluminöser, aber kein dröhniger Bass, direkte Mitten und ein Hochton, der sich einstellen lässt.
Auch das Mono ist ein Erlebnis, das man spätestens vermisst, wenn das Gehirn aus zwei Stereo-Lautsprechern wieder ein Klangblid errechnen muss.
Also kein Noise und somit nix mit Kunst, à la Joseph und Co. Die Konstruktivisten des 20. Jahrhunderts hätten aber ihre Freude gehabt.

Um es in der Spache meiner Landsleute zusammenzufassen, die seit jeher wissen wie man aus wenig viel machen kann:
Viehisches Projekt - Filz fetzt!
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