Holz ist schön, langwertig und viel zu oft schlecht imitiert.
So war, neben der Garantie für erfolgreichen Selbstbau, die zweite Randbedingung für das DIY-Projekt mit dem JBL 328 gesetzt.
Die Verarbeitung von Massivholz verlangt etwas mehr Fürsorge und Zeit, als von Faserwerkstoffen. So arbeitet Holz immer und muss artgerecht mit entsprechendem Freiraum gefügt werden. Entgegen der ein oder anderen Youtuber-Meinung sind dann auch langfristig dichte Lautsprecher-Gehäuse möglich.
Also dem Holz die nötige Aufmerksamkeit schenken. Das beginnt schon vor dem Verleimen des aufgeschnittenen Platanenholzes.
Zum Einen muss die Verzugsrichtung abwechselnd verlaufen. Zum Anderen will ich die Farbschattierungen des Holzes in einem Verlauf anordnen. In der Mitte hell am Rand dunkel bzw. rötlich. Das hat schon bei der Le Petit gut gewirkt und ist ein Differenzierungsmerkmal zu kommerziellem Leimholz, das einfach zufällig verleimt wird.
Das Schwinden und Ausdehnen verläuft hauptsächlich quer zur Faserrichtung. In dieser Orientierung will ich dem späteren gehäuse alle Freiheiten lassen. Aber auch sonst ist durch den Aufbau mit auf Gehrung gefügten vertikalen Verbindungen Nichts, was dem späteren Arbeiten der Platane im Wege stünde.
Der Fuß des Gehäuses vereint mehrere Funktionen. Er hält den Lautsprecher vom Boden weg, nimmt die Anschlüsse, beinhaltet die Neigungsanpassung und hat eine Bassreflexöffnung, die sich in der Länge einstellen lässt. Deshalb ist dieses Teil in einem sehr massiven Stück gefertigt. Das Holz ist Sipo Mahagoni - ganz einfach weil es gut zur Platane passt.
Stück für Stück werden alle Aussparungen und Löcher eingebracht, die es für die vielen Funktionen braucht.
Der rote Stoff ist nicht schnöder Filz, sondern teures Kaschmir. Ich habe mich erinnert, dass es im Klavier- und Orgelbau gerne für bewegliche Teile genutz wird, da es sehr beständig ist. Und da zufällig Orgelbauer hier gewirkt haben, konnte ich mit dem Material arbeiten.
Zugegebenermaßen sieht das rote Material auch noch verdammt gut aus und ich werde zukünfigt öfter damit arbeiten. Im Gegensatz zu Louboutins hat das Rot hier eine wichtige Funktion: es dichtet ab und sorgt für ein schönes Gleiten des Bassreflexkanals.
Boden und Deckel werden gegeneinander verschraubt, sodass alles dicht ist aber atmen, also das Holz arbeiten kann.
Was noch fehlt, sind die Halteklammern für die Chassis. Hier habe ich mich von den alten JBL-Klemmen insprieren lassen, welche auch heute noch im PA-Bereich zum Einsatz kommen. Diese Klammern haben viele Vorteile. Abermals kann das Holz unter dem Chassis arbeiten. Weiterhin ist die Montage leicht und durch metrische Schrauben und Einschlagmuttern dauerhaft. Und zu guter Letzt ist das Chassis ein Stück weit akustisch vom Gehäuse entkoppelt. Denn unter dem Chassiskorbrand ist Dichtband und die Halteklammern drücken von vorn gegen den elastischen Dichtungsring.
Den einen Nachteil - die mäßige Optik - habe ich mit ein wenig Mühe und Fräsarbeit kompensiert.
Alles in allem ganz schön viel Aufwand, vor allem weil ich noch rechtzeitig vorm Tüddelfest fertig sein wollte. Angesichts der Tatsache, dass ich dort wunderbare Unterstützung für das Projekt bekommen habe, war es die Mühe wert. Mehr davon im Teil 3 You Build It You Own It.
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